Ostsee-Kreuzfahrt: Estland: Tallinn

Tallinn

Tallinn ist die Hauptstadt sowie das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Estlands und mit rund 430.000 Einwohnern auch die weitaus größte Stadt des Landes, somit die estnische Primatstadt. Sie liegt am Finnischen Meerbusen der Ostsee, etwa 80 km südlich von Helsinki. Bis zum 24. Februar 1918 hieß Tallinn amtlich Reval, ein im deutschsprachigen Raum auch danach noch gebräuchlicher Name. Im Niederdeutschen lautet der Name Revel. Andere ältere Namen sind russisch Ревель (Rewel) und vormals Колывань (Kolywan), dänisch Lyndanisse, schwedisch Lindanäs oder Reuel. Den Namen Tallinn trug die Stadt im Estnischen bereits seit der Eroberung durch den dänischen König Waldemar im Jahr 1219. Er wird üblicherweise abgeleitet von Taani-linn(a), was „Dänische Stadt“ oder „Dänische Burg“ (lateinisch Castrum Danorum) bedeutet.

Die Domkirche liegt am Kirchplatz, an dem sich acht historische Straßen kreuzen, sie ist der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet. Mit dem Bau wurde im 13. Jh. begonnen, sie ist somit eine der ältesten Kirchen der Stadt. Später im 14. Jh. wurde sie nach dem Vorbild der gotländischen Kirchen in eine dreischiffige Basilika im gotischen Stil umgebaut. Die Tallinner Gotik gehört zur sogenannten Kalksteingotik. Beim Brand im Jahr 1684 trug die Kirche schwere Schäden davon. Der Großteil der Einrichtung wurde vernichtet. Das neue Interieur ist barock.

Die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale mit ihren weithin sichtbaren Zwiebeltürmen wurde 1894 bis 1900 als Sinnbild der Russifizierung Estlands erbaut. Daher konnte sich die estnische Bevölkerung längere Zeit kaum über dieses dominante „fremde“ Bauwerk freuen. Inzwischen ist sie ein weiterer touristischer Anziehungspunkt in der Altstadt.

Tallinn ist die wirtschaftsstärkste Stadt in Estland. Etwa 60 % des estnischen BIP stammen aus Unternehmen in Tallinn. Infolge der Auflösung der UdSSR ging Russland als wichtigster Handelspartner verloren. In der darauf folgenden Privatisierung richtete man die Wirtschaft nach skandinavischem Vorbild ein. Die niedrige Steuerlast und das liberale Wirtschaftsumfeld machen es für Unternehmen attraktiv, sich in Tallinn anzusiedeln. So findet man hier Unternehmen wie Nokia, Philips oder Ericsson. Die kostenlose VoIP-Software Skype ist im Jahr 2003 hier entstanden. In Tallinn befindet sich der größte Bankensektor in den baltischen Staaten. Viele nordeuropäische Banken sind hier aufgrund der gut ausgebildeten Arbeitskräfte und der umfangreich ausgebauten Telekommunikationsstruktur ansässig u. a. die SEB, Swedbank, Nordea oder Sampo. Der Tourismus ist einer der bedeutendsten Wirtschaftssektoren der Stadt.